Zeit der Stille

Es gab einmal eine Zeit, da konnte ich den Herbst noch genießen, mich erfreuen an den bunten Blättern, die wie Schneeflocken sanft zu Boden schweben. Die Frische Luft am Morgen beim Öffnen der Balkontür, das zarte Zwitschern der Vögel und das Glitzern der Farben in der Sonne. Überall hörte man das Rascheln des Laubes und roch den Duft von warmer Erde, der mit jedem Einatmen intensiver zu werden scheint. Sonst war es still.

Heute werde ich von Laubbläsern geweckt. Wo früher noch die Harke sanft über den Boden glitt, wird heute geblasen was das Zeug hält. Egal wo ich hinschaue, auf der Straße, in Nachbars Garten, im Waldfriedhof, ja sogar auf der Wiese des Kinderspielplatzes.

Ohrenbeteubender Lärm überall. Wenn der Eine gerade fertig ist, fängt der Nächste an. Jede Woche, Tag für Tag höre ich das Gebläse. Eine ganze Armader von Männern, die aussehen, als wären sie dem Ghostbusters Film entsprungen, scheinen die Welt vorm Laub retten zu wollen. So gleitet der Herbst dahin, erstickt von Lärm und Abgasen scheint man ihn loswerden zu wollen, die lästigen Blätter, die die Wiese mit ihrer ganzen Farbenpracht bedecken. Ich vermisse das gleichmäßige Geräusch der Harke, die Zeit, als ich den Herbst noch genießen konnte.