Zeit den Blick nach vorne zu richten

In der U-Bahn, auf der Straße und in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln begegnen mir immer wieder Menschen, die ihre Umgebung nicht mehr wahrnehmen. Den Blick krampfhaft auf ihr Smartphone gerichtet latschen sie durch die Gegend und denken überhaupt nicht darüber nach, den Blick vielleicht mal nach vorne zu richten und zu gucken, wo sie hin laufen. Würde ich nicht ausweichen, sie würden mich umrennen. Die erste Amtshandlung beim Betreten der U-Bahn ist der Griff in die Tasche. Das Smartphone wird hervor gezogen, das Kinn fällt auf die Brust und der Rücken krümmt sich. In dieser Haltung wird die Fahrt fortgesetzt, eine Freude für jeden Osteopathen. Abgesehen davon dass ich nicht weiß, was an dem Ding so interessant sein soll, erinnere ich mich noch an Zeiten, da blickten die Menschen sich noch in die Augen. Manchmal ergab sich sogar ein interessantes Gespräch oder man bekam ein Lächeln geschenkt. Ein menschlicher Austausch der im Zeitalter der Smartphones droht, gänzlich in der digitalen Welt zu verschwinden. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu altmodisch, aber ich finde diese Entwicklung erschreckend und möchte mir keine anonyme Welt vorstellen.

Lesen Sie dazu auch den wunderbaren Artikel aus dem ZEIT Magazin von Jürgen von Rutenberg.